Bürgermut tut allen gut auf der Konferenz des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention vertreten

Die Deutsche Delegation (v.l.n.r.): Doris Wieferich, Projektleitung Bürgermut; Dr. Wiebke Steffen, Expertin für Kriminalprävention; Wolfgang Kahl, Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention; Christina Runge, Projektleitung Bürgermut; Andrea Schulze, Männerberatung Berlin; Stefan Stankewitz, Bundesministerium der Justiz; Gerhard Hafner, Männerberatung Berlin
Die Deutsche Delegation (v.l.n.r.): Doris Wieferich, Projektleitung Bürgermut; Dr. Wiebke Steffen, Expertin für Kriminalprävention; Wolfgang Kahl, Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention; Christina Runge, Projektleitung Bürgermut; Andrea Schulze, Männerberatung Berlin; Stefan Stankewitz, Bundesministerium der Justiz; Gerhard Hafner, Männerberatung Berlin

Am 11. und 12. Dezember 2013 fand in Vilnius/Litauen die Konferenz des Europäischen Netzwerkes für Kriminalprävention (EUCPN) statt.

Als Thema dieser jährlichen Fachkonferenz hat die litauische Ratspräsidentschaft „Prävention von Häuslicher Gewalt“ gewählt. Die Tagung bot auch in diesem Jahr wieder den Rahmen für die Vergabe des Europäischen Präventionspreises (ECPA) an eines oder mehrere vorgeschlagene Projekte. So erhielten alle 28 teilnehmenden Länderdelegationen die Möglichkeit drei herausragende Präventionsprojekte im Bereich Häuslicher Gewalt für die Konferenz einzureichen und vorzustellen.

Für die Auswahl der deutschen Beiträge hat sich das Bundesjustizministerium verantwortlich gezeichnet.

Die Wahl ist u.a. auf das Bürgermut-Projekt aus dem Landkreis Diepholz gefallen. Die beiden Projektleiterinnen Christina Runge und Doris Wieferich sind Mitglied der siebenköpfigen deutschen Delegation gewesen. „Die Konferenz hat uns gezeigt, dass das Netzwerk zur Bekämpfung von Häuslicher Gewalt im Landkreis Diepholz gut aufgestellt ist. Wir brauchen den Europäischen Vergleich nicht zu scheuen“, resümieren Wieferich und Runge.

Die deutsche Delegation bei der Preisverleihung
Die deutsche Delegation bei der Preisverleihung

Die Beratung von Täterinnen und Tätern war ein Schwerpunkt.

In den Vorstellungen der Projekte aus 16 Mitgliedsstaaten ist deutlich geworden, dass die Beratung von Tätern und Täterinnen in vielen Ländern ein Schwerpunkt in der Beratungsarbeit ausmacht. Dazu kamen Projektpräsentationen aus Irland, Finnland, Litauen, Großbritanien und Deutschland. Von der deutschen Jury ist das Berliner Angebot „Beratung für Männer – gegen Gewalt“ zur Konferenz eingeladen und für den Preis vorgeschlagen worden. „Das ist eine Botschaft dieser europäischen Konferenz. Hier gibt es im Landkreis Diepholz noch Handlungsbedarfe“, kommentieren Runge und Wieferich.

Der Blick auf die Kinder und Jugendlichen durchzog die gesamte Konferenz.

Eine wichtige Aussage auf der Konferenz ist auch gewesen, dass alle Maßnahmen zur Bekämpfung von Häuslicher Gewalt gleichzeitig eine maßgebliche Investition in die Zukunft unserer Kinder bedeuten. Alle Experten waren sich darüber einig, dass hierfür verstärkt ein Bewusstsein geschaffen werden muss.

Die Konferenzverantwortlichen unterstrichen diesen Ansatz im Rahmen der Preisverleihung.

Den zweiten Platz erhielt das kroatische Projekt „Living life without violence“ für die beste Frühprävention in Schulen. Dalia Kedaviciene, litauische Ratspräsidentin (2.v.l.); Leiter der Polizeidirektion Vilnius/Litauen (4.v.l.)
Den zweiten Platz erhielt das kroatische Projekt „Living life without violence“ für die beste Frühprävention in Schulen. Dalia Kedaviciene, litauische Ratspräsidentin (2.v.l.); Leiter der Polizeidirektion Vilnius/Litauen (4.v.l.)

Den zweiten Platz erhielt das kroatische Projekt „Living life without violence“ für die beste Frühprävention in Schulen.

Unterrichtseinheiten, Theaterspiel und interaktive Debatten zum Thema Häusliche Gewalt wurden mit den Jugendlichen veranstaltet. Wir sehen den seit Jahren verfolgten Ansatz im Landkreis Diepholz mit den speziell entwickelten Unterrichtseinheiten für Kinder und Jugendliche in Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten bestätigt.

Auffallend war, dass viele der 16 vorgestellten Projekte bei der jeweiligen Polizei angesiedelt sind. Dieses betont den strafrechtlichen Aspekt Häuslicher Gewalt und trägt zur allgemeinen Bewusstseinsbildung bei. Eine weitere wichtige Aussage dieser Konferenz ist, dass die erfolgreiche Bekämpfung von Häuslicher Gewalt interdisziplinäre Teams, fachübergreifende Kooperationen und handlungsstarke Netzwerke braucht.

Hierzu gab es verschiedene Projektvorstellungen und eine Preisverleihung.

Der dritte Platz ging an das belgische Projekt aus Antwerpen „CO 3 – Client Centrale Organisation“ für die beste Kooperation.
Der dritte Platz ging an das belgische Projekt aus Antwerpen „CO 3 – Client Centrale Organisation“ für die beste Kooperation.

Der dritte Platz ging an das belgische Projekt aus Antwerpen „CO 3 – Client Centrale Organisation“ für die beste Kooperation.

Hier geht es darum in einem Fall von Häuslicher Gewalt alle beteiligten Professionen und Maßnahmen zu bündeln, damit im Beratungs- und Bearbeitungsprozess keine Informationen verloren oder mehrfach erfasst werden.

Der erste Preis ging an das schwedische Projekt „Relationship violence center“.
Der erste Preis ging an das schwedische Projekt „Relationship violence center“.

Der erste Preis ging an das schwedische Projekt „Relationship violence center“.

Dieses Angebot existiert nur in Stockholm und ähnelt der Arbeit der Beratungs- und Interventionsstellen bei Häuslicher Gewalt (BISS) in Deutschland.

Das zivilgesellschaftliche Engagement als eine wichtige Unterstützungsressource im Kampf gegen Häusliche Gewalt zu nutzen war kein Thema in den europäischen Projektvorstellungen und Vorträgen der Expertinnen und Experten.

Wir haben jedoch die Möglichkeit auf der Konferenz entschieden genutzt, um mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diesen Hilfeansatz zu diskutieren.

Ein Handout des Bürgermutprojektes in englischer Sprache wurde den Teilnehmern der Konferenz als Anregung ausgehändigt. Zudem wird ein Handbuch aller europäischen Projekte in naher Zukunft von der litaueischen Ratpräsidentschaft erstellt, in dem unser Zivilcourageprojekt ausführlich beschrieben steht. Das deutsche Forum für Kriminalprävention (DFK) wird im kommenden Jahr einen Artikel in ihrer Fachzeitschrift veröffentlichen.

Hier das Handout zum Downloaden

 

Es waren spannende Tage in Vilnius und wir haben uns sehr gefreut, dass wir die Voraussetzungen für die Teilnahme erfüllt haben und dabei sein konnten.

Die Konferenz war für uns sehr aufschlussreich. Wir konnten uns so im europäischen Vergleich einordnen. Gute Gespräche mit Fachkolleginnen und Fachkollegen haben die Konferenz für uns zu einem wertvollen Erlebnis gemacht.

Über Doris Wieferich

Diplom-Sozialpädagogin, Leitung und Koordination der Einrichtungen des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Diepholz, Systemische Organisationsentwicklerin und -beraterin, Zusatzausbildung in der klientenzentrierten Beratung, Systemische Paarberaterin im Kontext von Häuslicher Gewalt